Vier Mehlsäcke der Bliesmühle GmbH wurden vor kurzem in die Mehlsacksammlung des „flour art museums“ im mecklenburgischen Wittenburg aufgenommen.

Zertifikate dokumentieren die Einmaligkeit der Bliesmühle-Säcke. Sie dienen außerdem der Katalogisierung der umfangreichen Sammlung: 2070 Mehlsäcke aus 117 Ländern (Stand November 2010) sind in der Sackothek, dem Herzstück des einzigartigen Museums, zu sehen.

Die Idee entstand vor zehn Jahren am Strand von Dubai, als Volkmar Wywiol, Inhaber der Mühlenchemie GmbH & Co. KG, über den Mehlsack eines Kunden stolperte. Die Bilder und Motive auf den Säcken erzählen Geschichten von der Bedeutung und Symbolik des Weizens auf der ganzen Welt. Sonnen- und Herrschersymbole verweisen auf den „König der Getreidesorten“. Muskelmänner und Maschinen zeigen, dass er ein großartiger Energielieferant ist, und historische Wind- und Wassermühlen deuten auf die Tradition der Müllerei hin.

Mehlsäcke sind viel mehr als nur Verpackung, sie sind die schöne und aussagekräftige Hülle des Mehls, unserem wichtigsten Grundnahrungsmittel. Die Motive spiegeln ein Stück Kulturgeschichte der Menschheit wider. Sie sind ein Abbild der kulturellen Bedeutung des Mehls auf der ganzen Welt. Mit viel Liebe und hoher Identifikation kreieren Müller weltweit eine Hülle für ihr produziertes Mehl. „Unsere Kunden, Müller aus über 117 Ländern, haben uns mehr als 2.000 Einzelstücke zur Verfügung gestellt, denen wir hier einen Ehrenplatz geben“, erklärt Volkmar Wywiol. „Wir wollen allen Müllern danken, denn sie leisten einen imponierenden Beitrag zur Versorgung der Menschheit…“

Ein Gang durchs Museum

Die Keimzelle der Sammlung, der erste Sack, den der Hamburger Unternehmer vor zehn Jahren am Strand in Dubai gefunden hat, ist im Empfangsraum des Museums ausgestellt. Hier wird der Besucher von der schönen Müllerin, die Männer verführt und manchmal auch ins Verderben gestürzt haben soll, begrüßt.

Der erste Ausstellungsraum reflektiert die internationale Bedeutung des Mehls. Zahlreiche Säcke aus der ganzen Welt schweben frei im Raum. Die Motive zeugen von ihrer Herkunft wie z. B. ein Kamel vor dem Tor der Sahara, ein Indianer aus Kolumbien oder das 7-Sterne-Hotel „Burj Al Arab“, das Wahrzeichen von Dubai.

Danach gelangt der Besucher in einen dunklen, geheimnisvollen Raum, der Einblicke in die kulturelle und religiöse Bedeutung des Mehls als Grundnahrungsmittel gibt. Der nächste Raum verdeutlicht die Einteilung der Mehlsackmotive in die drei Symbolgruppen Sonne, Kraft und Tradition: Sonnen- und Herrschersymbole verweisen auf den Weizen als „König der Getreidesorten“. Muskelmänner und Maschinen zeigen, dass er ein großartiger Energielieferant ist, und historische Wind- und Wassermühlen deuten auf die Tradition der Müllerei hin.

Weiter führt der Gang in einen weißen Raum, in dem der Besucher die Bedeutung von Weißmehl als besonders hochwertiges und makelloses Mehl eindrücklich vor Augen geführt bekommt: Viele der hier präsentierten Säcke verweisen auf Winter und Schnee. Im Herzen des Museums befindet sich die berühmte Sackothek, in der jeder Originalsack – alphabetisch nach Ländern geordnet – einen Ehrenplatz bekommen hat. In Computerprogrammen kann jeder Besucher nach Symbolik, Ländern und Mühlennamen seine Favoriten suchen.

Zeugnisse großer geschichtlicher Ereignisse

Drei herausragende Säcke dokumentieren die Auswirkungen des Zweiten Weltkrieges und wurden von Personen gespendet, für die die Säcke mit Erinnerungen an den Krieg verbunden sind. Der Mehlsack von der Hoffstädter Mühle in Posen-Westpreußen (heute Polen) dokumentiert die Geschichte von Anna Berwald, die jeden Sack liebevoll von Hand bestickt und so lange ausgebessert hat, bis er nicht mehr in der Mühle zu verwenden war. Während des Krieges hat die passionierte Kaffeetrinkerin mit Soldaten Mehl gegen echten Bohnenkaffee getauscht. Und wenn die Soldaten kein geeignetes Gefäß hatten, gab ihnen Anna Berwald einen ausrangierten Mehlsack mit. Einer dieser Soldaten gab nach dem Krieg den geliehenen Mehlsack an die Eigentümerin zurück. Als die Enkelin Isolde Richter auf das flour art museum aufmerksam wurde, spendete sie diesen Sack.

Ein weiterer historischer Mehlsack stammt von der US-Army und erinnert an die Befreiung von Paris 1944 von der deutschen Besatzung. Er wurde dem Museum von Peter A. Braun gespendet, dessen Schwiegereltern den Mehlsack 1944 von den Amerikanern erhalten und als Erinnerung aufbewahrt hatten. An die Berliner Luftbrücke von Juni 1948 bis Mai 1949 erinnert ein weiterer Mehlsack der US-Army. Er trägt das Logo des European Recovery Program, dem wichtigsten Wiederaufbauprogramm der USA nach dem Zweiten Weltkrieg, bekannt als Marshall-Plan, und ist ein Geschenk der Deutschen Bank.

Mehlsäcke sind viel mehr als nur Verpackungsmaterial. Die „schöne Hülle des Mehls“ ist ein erstklassiger Bedeutungsträger, der Auskunft gibt über die existentielle Bedeutung des Weizens für die Menschheit. Die auf den Mehlsäcken abgebildeten Motive zeugen davon, dass die Weizen- und Getreidesymbolik als universelle Bildsprache auf der ganzen Welt dient. Die Motive sind eine gemeinsame Basis für die kulturelle Verständigung weltweit. Zugleich erfüllt der Sack die Funktion des Kommunikationsmediums von Müllern mit Bäckern bzw. Endverbrauchern.

Infos: flour-art-museum

Adresse: flour art museum, Amtsberg 1, 19243 Wittenburg (Mecklenburg-Vorpommern)

Öffnungszeiten: An jedem ersten Sonntag im Monat, 14 bis 17 Uhr. Sonderführungen nach vorheriger Vereinbarung.