Darauf hat die saarländische Szene der Motivtortenkünstler*innen sehnsüchtig gewartet: Ein Wettbewerb für Motivtorten.
Also ich hab der saarländischen Tortenszene ja schon viel zugetraut, aber was am Sonntag im Jagdschloss in Karlsbrunn anlässlich des Motivtorten-Wettbewerbs gezeigt wurde, das hat selbst mich sprachlos gemacht.
Der Anfang
In und um das Schloss wurden schon die außergewöhnlichsten Veranstaltungen durchgeführt hat. Von gruseligen Lesungen um Mitternacht bis zur skurrilen Alice im Wunderland-Teestunde war das Schloss bereits Kulisse für schöne Stunden.
Und bei der Teestunde von Alice im Wunderland kam Bianca Molitor von der Agentur Erlebnisraum die Idee zum Wettbewerb. Dass dann auch eine Mad Hatter-Torte am Wettbewerb teilnahm, das war ein witziger Zufall, aber zu den Torten später mehr.
Schon im Vorfeld hatte ich in der Facebook-Gruppe: Saarländische Backfeen mitbekommen, mit wieviel Enthusiasmus die Teilnehmerinnen an die Planung und die Umsetzung gingen. Welche Torten gemacht wurden, war für mich natürlich topsecret, war ich ja Teil der Jury.
Die Herausforderungen
Einige Bedingungen des Wettbewerbs stellten die Teilnehmerinnen* vor große Herausforderungen. Dass nur essbare Materialien erlaubt waren und somit auch die Stützen zwischen den einzelnen Böden essbar sein mussten oder, dass keine Kühlung im Schloss vorhanden war, was die Auswahl an Zutaten natürlich stark einschränkte.
Und dann kamen kranke Kinder, zerbrochene Tortenböden und jede Menge anderer Dinge, die kurz vorm Wettbewerb in der Aufregung und Hektik noch schiefgingen.
Das alles wurde aber mit viel Wissen und gutem Willen gelöst. Von Konkurrenzdenken war da gar nichts zu spüren, im Gegenteil, die Bäckerinnen sprachen sich gegenseitig Mut zu und teilten Tipps und Tricks. Allen voran Silke Freyes, eine der Gruppenmoderatorinnen und im wahrsten Sinne des Wortes gute (Back) Fee.
So waren dann neben Mehl, Butter, Eiern jede Menge Zeit (bis zu 40 Stunden) und noch mehr Nerven Bestandteil der Kunstwerke.
Der große Tag
Am großen Tag war den Kuchenbäckerinnen von alledem nichts mehr anzumerken. Und mit viel Stolz wurden die 18 Wettbewerbstorten im putzigen Silhouettenzimmer des Jagdschlosses aufgebaut.
Den Besucher*innen der Veranstaltung gingen die Augen über. So viele außergewöhnliche Torten hatte man im Saarland bisher noch nicht gesehen. Aber während die Besucher*innen staunen durften, musste sich die Jury an die schwierige Aufgabe machen, diese Schönheiten zu bewerten.
Jede Torte konnte bis zu 150 Punkte erreichen. Bewertet wurden:
- Aussehen des Gesamtwerkes
- Originalität und Kreativität
- Präzision
- Schwierigkeitsgrad
- Geschmack
Die Jury bestand aus der Ortsvorsteherin von Karlsbrunn, Petra Fretter, dem Konditormeister Alexander Rupp aus St. Ingbert und mir.
Der gute Zweck
Ja, ihr habt richtig gelesen, im Gegensatz zu fast allen Motivtortenwettbewerben, bei denen mit Dummies gearbeitet wird, waren bei diesem Wettbwerb alle Torten essbar! Das Ganze sollte ja auch noch einem guten Zweck dienen, denn nach der Preisverleihung wurden die Kuchenstücke an die Besucher verkauft, gegen eine Spende** für die Aktion Sternenregen, ein Projekt von RADIO SALÜ gemeinsam mit den Kirchen. Unterstützt werden mit den Spenden saarländische Kinder in Not.
Dieser Punkt des Wettbewerbs war ein weiterer Ansporn für die Teilnehmerinnen. Es galt, viel Geld für die gute Sache zu erwirtschaften. Wobei man sagen muss, die größten Spenderinnen an diesem Tag waren wiederum die Bäckerinnen. So manch eine Torte war nur an Material mehr als 100 € wert. Würde man die investierte Zeit noch bewerten, sie wären fast unbezahlbar.
Die Bewertung
Aber zurück zur Bewertung. Wie soll man denn Torten gerecht werden, wenn von der einstöckigen Herz-Torte bis zur 3-D-Torte alles vertreten war. Die 3-stöckige Mad Hatter-Torte war stattliche 45 cm groß und unglaubliche 20 kg schwer, davon alleine 4 kg an Fondant zum Ummanteln.
Eine andereTeilnehmerin hatte ein ganzes Ensemble an Damen-Utensilien auf einer ca. 1 Meter großen Platte zusammengestellt. Da kam man aus dem Staunen nicht mehr heraus. Unglaublich, was man aus Blütenpaste alles anfertigen kann: Highheels und Goldkette, dazu ein mit Rice Crispies gefüllter Hut und natürlich die eigentliche Torte in Form einer eleganten Handtasche.
Dazwischen stand ein filigraner Vogelkäfig und ein Drip Cake, Rüschen- und Spitzentorten, eine Teddytorte und einen Panda auf einer 3-stöckigen Torte zu bewundern. Das Thema Steam Punk war ebenso vertreten wie Rockabilly. Eine Torte mit Mama und Kind hatte so viele liebevolle Details, dass man bei jedem Hinschauen noch mal etwas Neues entdeckte.
Die inneren Werte
Nachdem die ersten 4 Kategorien bewertet waren, ging es zur nächsten Herausforderung: dem Probieren. Toll, sagt ihr? Anstrengend sage ich!
Es waren ja nicht „nur“ 18 Torten zu probieren, sondern eher 40. Denn jede Torte, die mehr als einstöckig war, hatte auch verschiedene Füllungen. Stellt euch das mal vor! Unten habe ich bei den 10 ersten Plätzen die jeweiligen Geschmacksrichtungen notiert. Na? Könnt ihr jetzt erahnen, welche Kapriolen unsere Geschmacksknospen bei dieser Aufgabe geschlagen haben?
Aber eins kann ich sagen. Lecker waren sie, die Torten. Tooootal lecker. Da war keine dabei, die nicht geschmeckt hätte. Aber ok, da gab es auch welche, die waren nicht nur lecker, sondern – himmlisch. Also nichts von wegen: außen hui, innen pfui. Da haben sowohl die inneren als auch die äußeren Werte gestimmt.
Hier könnt ihr ein paar der Wettbewerbstorten im Anschnitt sehen.
Die Torten
Hier zeige ich euch die Plätze 10 – 4. Platz 7 wurde 2 x vergeben.
Die Gewinnerinnen
Und wie das so ist. Am Schluss mussten wir uns entscheiden, auch wenn es schwer war und zwischen den Plätzen manchmal nur ein klitzekleiner Punkt Unterschied war.
- Platz: Silke Freyes. Gewinn: ein Gutschein für einen Backkurs bei den Backschwestern in Höhe von 89 € und eine Produkttüte von by Pani
- Platz: Magda Fritz. Gewinn: eine wundeschöne Schale von Villeroy & Boch und eine Produkttüte von by Pani
- Platz: Eva Klos. Gewinn: ein Gutschein vom Cafe Resch in Eppelborn und eine Produkttüte von by Pani
Außerdem gab es für jede Teilnehmerin einen Goodie Bag mit Backmischungen und einer kleinen Schale von V&B.
Und hier sind sie nun: die Gewinnertorten:
Am Schluss hatten aber irgendwie alle gewonnen:
- Die Teilnehmerinnen, die sich erst einen Schubs geben mussten, um teilzunehmen
- die „alten“ Hasen, die zeigen konnten, was sie draufhaben,die Neulinge, die sich mit ihren Werken nicht verstecken mussten und viel Zuspruch bekamen und …..
- die Besucherinnen, die wunderschöne Torten bestaunen und probieren durften und – nicht zu vergessen:
- die Aktion Sternenregen.
Wir von den Backschwestern hatten viel Spaß dabei, die Origanisatoren bei der Planung zu unterstützen und den 1. Preis zu stiften.
Vielen Dank an alle, die diesen Tag zu einem so besonderen Tag gemacht haben. Den Organisatoren und ihrem Team, den großartigen Backfeen und dem einzigen männlichen Teilnehmer Alexander, und natürlich allen Besucherinnen und Besuchern.
Herzliche Grüße
Andrea, hier im Kreis der Jury
* ich benutze im Blogpost immer die weibliche Form. Bei 17 Bäckerinnen und 1 Bäcker sei mir das erlaubt.
** leider wissen wir noch nicht, wieviel zusammengekommen ist. Aber sobald wir es wissen, tragen wir es nach.
Ganz toller Beitrag Andrea ??
Das ist ja eine wundervolle Aktion – und als heimlicher Steampunkfan kann ich mich über den Tortensieg besonders freuen.
Kompliment an alle Bäckerrinnen. Der absolute Wahnsinn. Hut ab vor solch kreativen Menschen und so viel Arbeit. Sehr schöne Torten.
Liebe Backschwester Andrea,
jetzt bin ich aber ganz gerührt von diesem Beitrag. Ich habe nur gemacht, was jede andere Backfee auch machen würde, das Lob habe ich gar nicht verdient.
Vielen Dank auch für die schönen Bilder, insbesondere von den Anschnitten.
Ich hoffe, dass so ein Wettbewerb im kommenden Jahr in ausgereifter Form eine Fortsetzung findet. Das Feedback, insbesondere dahingehend dass es richtige Torten waren und keine Dummys, war durchgehend positiv. Auch wenn es für uns Teilnehmer eine schwierigere Herausforderung war.