Ausgrenzung trifft vor allem Teenager

(aid) – Insbesondere bei jungen Menschen ist Dicksein nicht nur ein körperliches, sondern auch ein gesellschaftliches Problem. Übergewichtige Jugendliche wollen abnehmen, aber nicht um ein Wunschgewicht zu erreichen, sondern weil sie „dazugehören“ und ein „normales Leben“ führen wollen. So lautet ein Fazit des Forschungsprojekts „Verbesserung der Wirksamkeit der Adipositasprävention für sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche“.

Im Fokus der Untersuchung der Leibniz Universität Hannover stand die Perspektive der Jugendlichen, die sich gesellschaftlich als zu dick erfahren. Dazu führten die Wissenschaftler insgesamt acht Gruppendiskussionen mit jeweils sechs bis neun dickeren Jugendlichen – getrennt nach Geschlecht, Abstammung und nach zwei Altersgruppen (11 bis 13 Jahre, 14 bis 16 Jahre). Die Teenager stammten aus sozial benachteiligten Wohnbezirken in Hannover. Die Jugendlichen bezeichneten sich selbst als zu dick und hatten bereits die Erfahrung gemacht, auch dementsprechend wahrgenommen zu werden. Medizinisch gesehen waren sie übergewichtig bis adipös. Zusätzlich wurden drei Gruppendiskussionen mit den Eltern durchgeführt.

Die Jugendlichen erfahren im Alltag, als dick wahrgenommen zu werden und das wirkt sich auf alle Lebensbereiche aus. Dicksein wird mit „faul sein“, „antriebsarm“ und „kontaktarm“ gleichgesetzt, berichten die Jungen und Mädchen. Durch Blicke, Reaktionen und Handlungen erfahren sie, dass ihnen aufgrund ihres Körpers abgesprochen wird, Leistung zeigen zu können und zu wollen. Das erleben die Teenager in vielen Gebieten wie Sport, Schule und Freizeit. Ein weiteres Vorurteil ist, dass Dicke nicht ausreichend über eine ausgewogene Ernährung, Bewegung und einen gesunden Lebensstil informiert sind. Den befragten Jugendlichen ist jedoch bekannt, welche Lebensmittel gesund sind und was eine ausgewogene Ernährung ausmacht. Häufig gelingt es ihnen aber nicht, dieses theoretische Wissen im Alltag umzusetzen. In der Adipositasprävention mit Jugendlichen werden diese Erfahrungen der Ausgrenzung und Stigmatisierung häufig zu wenig berücksichtigt, erklären die Experten.

Offenbar werden Übergewichtige von der Gesellschaft einer sozialen Gruppe zugeordnet. Damit werden ihnen gewisse Gemeinsamkeiten unterstellt, die eine soziale Ungleichheit schaffen. In den Gesprächen wurden die Forderungen der betroffenen Jugendlichen und ihrer Eltern an die Gesellschaft deutlich: Die Teenager verlangen Gleichberechtigung und eine gleiche Behandlung. Die Eltern wünschen sich, dass ihre Kinder mehr Selbstbewusstsein zeigen und sich gegen die sozialen Benachteiligungen und die Ausgrenzung wehren. Ein erster Schritt hin zur Gleichberechtigung ist, die hinter der Ausgrenzung stehenden gesellschaftlichen Prozesse besser zu verstehen. Heike Kreutz, www.aid.de

 

Einen weiteren Aspekt des Themas Dicksein vs Dünnsein wird in einem Video thematisiert, das  Anita Meyer vom Keksblog gestern  auf Facebook gepostet hat. Wenn man sieht, wie wir an allen Ecken und Enden manipuliert werden, ist es kein Wunder, dass das Gefühl für einen normal gewichtigen Körper vollkommen verloren geht und man sich mit ein paar Kilo zuviel auf den Hüften schon gesellschaftlich ausgegrenzt fühlt.

 

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