Das Bild zeigt eine Suppenküche der Winterhilfe Schweiz aus den 1930er Jahren.

Das Bild zeigt eine Suppenküche der Winterhilfe Schweiz aus den 1930er Jahren.

In den letzten Jahren hat die Bedeutung der Lebensmitteltafeln stetig zugenommen, etwa 870 sind mittlerweile in Deutschland registriert – und es etablieren sich weitere, vor allem auf ehrenamtlichem Engagement beruhende Einrichtungen, von der Schulspeisung über Lebensmittelspenden bis hin zu Kochkursen speziell für einkommensschwache Familien. Die hohe Nachfrage nach derartigen Angeboten zeigt, dass inmitten der deutschen Überflussgesellschaft eine akute Ernährungsarmut existiert, wie Dr. Sabine Pfeiffer am 7. März in einem Vortrag im TECHNOSEUM erläutert. Die Veranstaltung ist Teil des Rahmenprogramms zur Sonderausstellung „Unser täglich Brot … Die Industrialisierung der Ernährung“, die derzeit im TECHNOSEUM zu sehen ist. Der Vortrag beginnt um 18.00 Uhr, der Eintritt ist frei.

Etwa 8 Millionen Menschen in der Bundesrepublik leben in Armut. Bei einem ohnehin geringen Budget können lediglich bei der Nahrung größere Posten eingespart werden; viele Haushalte mit einem niedrigen Einkommen verzichten daher auf den Kauf bestimmter Lebensmittel. Etwa 4,50 Euro stehen einem Betroffenen pro Tag zur Verfügung – Fleisch wird dann gar nicht erst gekauft, frisches  Obst ist selbst im Sommer noch zu teuer und Milch ein Luxusgut. Sabine Pfeiffer vom Institut für Sozialwissenschaftliche Forschung in München unterstreicht, dass insbesondere Kinder aus armen Familien unter derartigen Einschränkungen an Mangelernährung leiden, mit gravierenden gesundheitlichen Folgen. Gleichzeitig vertritt die Soziologin die These, dass in Deutschland mit Sozialgeld, Hartz IV und Grundsicherung Ernährungsarmut strukturell produziert wird – der Staat aber gleichzeitig Nahrungssicherung an Ehrenamt und Privatwirtschaft delegiert.

Weitere Informationen gibt es unter www.technoseum.de.