Der erste Kühlschrank der Firma Bosch, Baujahr 1933                                                                        TECHNOSEUM

Der erste Kühlschrank der Firma Bosch, Baujahr 1933
TECHNOSEUM

Gut gekühlt und konserviert: Vor 85 Jahren wurde der erste elektrische Kühlschrank in Europa entwickelt

Heute gehört ein elektrischer Kühlschrank in Deutschland zum Standardrepertoire einer heimischen Küche.  Noch in den 1950er Jahren galt er als Statussymbol, einer Allensbach-Umfrage von 1955 zufolge rangierte der Kühlschrank unter den Bundesbürgern auf Platz 1 der begehrtesten Objekte – das Auto hingegen kam erst an 17. Stelle. Nach Europa kam der elektrische Kühlschrank vor 85 Jahren: Auf der Leipziger Frühjahrsmesse, die vom 3. bis zum 14. März 1929 stattfand, wurde das neuartige Haushaltsgerät der Öffentlichkeit erstmals vorgestellt. Entwickelt vom gebürtigen Dänen Jørgen Skafte Rasmussen bzw. den von ihm gegründeten Zschopauer Motorenwerken, trat der Kühlschrank alsbald seinen Siegeszug in deutschen Küchen an. In der Sonderausstellung „Die Sammlung 2: Der elektrische Haushalt“, die noch bis zum 27. Juli im Mannheimer TECHNOSEUM zu sehen ist, sind verschiedene Exemplare von den 1930er Jahren bis zur Gegenwart ausgestellt – von Herstellern wie Bosch und BBC bis hin zu SABA und Opel.

Bereits 1876 entwickelte der deutsche Ingenieur und Unternehmer Carl von Linde eine Methode zur Gastrennung, das der Kälteerzeugung diente – ein Verfahren, mit dem sich Wassereis künstlich herstellen ließ, und das in den ersten Kühlschränken eingesetzt wurde. „In den 1930er Jahren besaß bereits jeder zweite US-Haushalt einen Kühlschrank, und das zu einer Zeit, als das Gerät in Europa gerade erst eingeführt wurde“, so Dr. Thomas Kosche, Sammlungsleiter des TECHNOSEUM. Einer der ersten Hersteller elektrischer Kühlschränke in Deutschland wiederum war die Firma Bosch, die die auch ein erstes Modell entwickelte, das sich an die breite Masse der Konsumenten richten sollte. Die Trommelform des Geräts, das 1933 auf den Markt kam und auch in der Ausstellung zu sehen ist, bot jedoch kaum Platz für Lebensmittel und war mit einem Preis von 350 Reichsmark für die meisten ohnehin unerschwinglich.

Schon das Folgemodell aus dem Jahr 1935 wies deutlich mehr Stauraum und die klassische rechteckige Form auf, an der sich bis heute wenig geändert hat. Ab den 1950er Jahren schließlich, als  Wirtschaftswunder und billige Massenproduktion Hand in Hand gingen, wurden elektrische Haushaltsgeräte allgemein erschwinglich und setzten sich flächendeckend durch. Die kühle, dunkle Speisekammer verschwand daraufhin ebenso wie der noch bis dato übliche tägliche Einkauf von Frischwaren. Und nicht von ungefähr avancierten Kalte Platten, Sahnetorten und Mayonnaise zu den Modegerichten der 1960er Jahre.

Mehr Wohlstand – und mehr Stromverbrauch
Neben mehreren Bosch-Kühlschränken sind in der Ausstellung im TECHNOSEUM auch mehrere Exemplare der Firma Bähre aus dem niedersächsischen Springe zu sehen, die als Hauptprodukt Polstermöbel herstellte. Auch zwei Kühlschränke Modell „Frigidaire“ werden präsentiert, die Opel in den 1950er Jahren produzierte, und deren Türgriffe vom Design her auch gut etwa zu einem Olympia Rekord passen würden. Mit dem „Vitacool“ zeigt das TECHNOSEUM außerdem auch den ersten FCKW-freien Kühlschrank, der Mitte der 1990er Jahre auf den Markt kam. Der Hersteller: Die Firma Foron, Nachfolgerin des sächsischem Unternhemens dkk Scharfenstein, die wiederum aus dem Unternehmen des Erfinders Jørgen Skafte Rasmussen hervorgegangen war. So steht dieses Modell nicht nur stellvertretend für die wachsende Lebensqualität und den Wohlstand im Deutschland der letzten Jahrzehnte – sondern auch für die Folgen für die Umwelt, die der Umgang mit Treibhausgasen und der wachsende Stromverbrauch mit sich bringt: 2013 machte laut Statistischem Bundesamt der Anteil der Privathaushalte am Gesamtverbrauch in Deutschland über 25 Prozent aus.

Weitere Informationen gibt es unter www.technoseum.de.